„Nichts, was uns passiert“: Theater als unmittelbares Erlebnis
Die Theater-Exkursion des DS-Kurses und der Deutsch-LKs der 12. Jahrgangsstufe am 23.05.23 nach Trier in die Europäische Kunstakademie wurde zum sehr nachdrücklichen Erlebnis.
Das Stück, das sich der DS-Kurs für die Exkursion ausgesucht hatte, war nicht nur thematisch ein Kontrastprogramm zu Schillers „Maria Stuart“ im vorigen Schuljahr: Kein großer Spielort, kein großes Ensemble, kein „klassisches“ Theater (Was auch immer das ist…) – aber umso mehr ein gewichtiger Stoff: Ein Stück, das um das Thema „sexuelle Gewalt“ kreist, um die Fragestellung, ob eine behauptete Vergewaltigung stattgefunden hat und letztlich auch um die Frage, was denn überhaupt Wahrheit ist.
Nicht zuletzt auch durch seine multiperspektivische Erzählweise leistet das Stück einen wichtigen Beitrag innerhalb der #MeToo-Debatte, vor allem auch, weil es sich schnellen Urteilen entzieht und den Zuschauer*innen den Blick auf die Grautöne zwischen Schwarz und Weiß ermöglicht.
Da die Europäische Kunstakademie der Spielort war, lernten die Schüler*innen eine viel kleinere, intimere Form von Theater kennen. An drei Seiten um eine Raumbühne platziert wurde für sie noch einmal ganz anders greifbar, was Theater (auch) ausmacht: Unmittelbarkeit, Überraschung, Ergriffensein im Moment und Interaktion von Spielenden und Zuschauenden.
Die anfängliche Skepsis bezüglich des „Hinterhoftheaters“ (O-Ton eines Schülers) wich schnell einer Begeisterung, wie sehr sie von der Darstellung mitgenommen wurden. Das zeigte sich auch in der Nachbesprechung mit dem Ensemble und dem Regisseur: In ganz entspannter Atmosphäre fand ein sehr offener Austausch über das Stück statt, bei dem letztlich gar nicht genug Zeit blieb, alle Fragen und Eindrücke zu diskutieren, weil es eben so viele waren – und der Zug nicht wartete.
Dafür wurde dann aber die Heimfahrt noch umso reger genutzt, um angefangene Gedanken weiterzuführen und sich über die unterschiedlichen Eindrücke dieses besonderen Erlebnisses auszutauschen.