Im Lande Rheinland-Pfalz ist die „Schule für alle“ auf dem Vormarsch. Es werden in den kommenden Jahren zahlreiche neue Integrierte Gesamtschulen entstehen: So auch in Neuwied, Plaidt, Bad Kreuznach, Trier und Herrstein/Rhaunen im kommenden Schuljahr 2010/2011.
„Was ist eigentlich eine Gesamtschule?“ und „Wie kann man eine solche Schule organisieren?“, fragt sich so mancher. Auch Lehrerinnen und Lehrer stellen sich diese Fragen und benötigen Unterstützung, wenn sie in einer Planungsgruppe an dem Aufbau einer IGS mitwirken. Aus diesem Grund hat das Institut für Lehrerfortbildung in Speyer vom 7.-11.09.2009 eine Tagung organisiert, bei der die Mitglieder der neuen Planungsgruppen über die Ziele und die pädagogischen Konzepte von Gesamtschulen informiert wurden.
Von der IGS Zell war die didaktische Koordinatorin, Michaela Koch, als Referentin vor Ort um das Zeller Konzept zur Durchführung des Lehrer-Schüler-Eltern-Gesprächs (auch: Entwicklungsgespräch) vorzustellen. Außerdem ging es darum, aus dem Schulalltag einer laufenden neuen Schule zu berichten.
Die Teilnehmer der Tagung waren sehr angetan von der klaren Konzeption des Entwicklungsgesprächs, das in Zell vor den Halbjahreszeugnissen stattfindet. Vor diesem Gespräch erhalten alle Beteiligten Vorbereitungsbögen, die sie ausfüllen. Während des Gesprächs schildern nacheinander Schüler, Eltern und die beiden Klassenlehrer ihre Sicht der schulischen Situation des Kindes und formulieren gemeinsam Zielvereinbarungen, bei denen konkrete Aufgaben verteilt werden. Das Gespräch wird protokolliert und von allen Beteiligten unterschrieben.
Sehr treffend sagte einer der teilnehmenden Lehrer: „Diese Konzeption kann man nur durchführen, wenn man ein neues Menschenbild zulässt und die Schülerinnen und Schüler wirklich ernst nimmt. Sie müssen ja im Entwicklungsgespräch gleichberechtigte Gesprächspartner sein.“ Das heißt, in den neuen Gesamtschulen entwickelt sich eine Kultur des Lernens, die auf den neusten Erkenntnissen der Hirnforschung beruht: Der Schüler wird in seiner Persönlichkeit gestärkt, er lernt seine Stärken und Schwächen selbst einzuschätzen und sich selbst Ziele zu setzen. Mit Unterstützung der Lehrer und Eltern arbeitet er an der Verwirklichung dieser Ziele und überprüft immer wieder, wo er steht. Auf diese Weise kann er seine Begabungen erkennen und weiterentwickeln. Die Freude über seine Erfolge macht ihn stark und gibt Kraft für das Leben und für die weitere schulische Arbeit. Das Lehrer-Schüler-Eltern-Gespräch ist ein wichtiger Bestandteil dieser Konzeption, denn hier spürt der Schüler, dass es um ihn geht, dass er der Mittelpunkt der Anstrengungen von Lehrern und Eltern ist. Die Verantwortung, die er in der Folge des Gesprächs für seine Lernerfolge übernimmt, macht ihn stolz und verleiht ihm zugleich Selbstbewusstsein sowie die Fähigkeit, sein Lernen selbst zu steuern.
Die Tagung für die neuen Planungsgruppen brachte die Ermutigung und Begeisterung, die die Pioniere der neuen Schulen für ihre Aufgabe gut gebrauchen können. Sie bot auch ein Forum für kritische Diskussionen. Für alle war jedoch klar: Die Integrierte Gesamtschule ist mit ihrer klaren Zielsetzung alle Schüler individuell zu fördern und zu fordern und mit ihrer konsequenten methodischen Umsetzung dieses Anspruchs die Schule der Zukunft.