Integrierte Gesamtschule Zell an der Mosel

Autorenprojekt Schreibwerkstatt

Projektleitung: Frau Koch

Schreiben macht Spaß! Die Schüler in der Schreibwerkstatt machen Schreibspiele und Übungen um so Fertigkeiten zu erlangen, die man braucht, wenn man längere Texte schreiben möchte: Gedanken beschreiben, Ereignisse spannend machen, Höhepunkte ausgestalten und vieles mehr. Einige der Teilnehmerinnen werden im Dezember 2013 an einem Landeswettbewerb der „Buchmesse Rheinland-Pfalz“ teilnehmen.

Auch Bilder sind manchmal der Anlass für die Entstehung von Geschichten.

Emily

verfasste im Frühjahr 2013 (10 Jahre alt) den folgenden Text:

Bildbeschreibung

„Auf diesem Bild sieht man einen Jungen und ein Mädchen. Wie es aussieht, ist der Junge älter als das Mädchen. Das Mädchen hat ein Kleid an und der Junge trägt eine Hose mit einem Pullover. Die beiden Kinder sehen nicht glücklich aus. Vielleicht ist dieses Bild im Weltkrieg gemacht worden, da hinter den Kindern ganz viele Trümmer und zerstörte Gegenstände auf dem Boden liegen. Die beiden Kinder haben bestimmt ein Trauergefühl und denken die ganze Zeit an ihre Familie. Sie könnten Angst umeinander haben.“

Erinnerungen

Erinnerungen

„Das bin ich! Ich war dort 6 Jahre alt. Es war im Jahr 1943. Ich stand vor dem Haus in dem ich geboren wurde! Es war nicht schön, das Haus, wo ich zwei Jahre meiner Kindheit gelebt hatte, so zertrümmert zu sehen. Der Krieg war zu dieser Zeit schon aus dem Land gezogen und wir konnten wieder in unsere Heimatstadt zurückgehen. Wir waren nämlich 1941 weggezogen um uns vor den Bombeneinschlägen zu schützen.

Wir hatten uns versteckt und durften die Tür nicht öffnen. Nur zu einer bestimmten Zeit kamen Bekannte von uns um etwas zu Essen zu bringen, viel war das jedoch nicht. Eine Hand Reis für mich und meine Mutter an einem Tag. Mein Vater kämpfte nämlich im Widerstand! Somit lebte ich mit meiner Mutter alleine und mit… naja ist ja auch egal!

Ich lebte mit der Angst zu sterben. Ganz zu abgesehen von der Angst um meinen Vater. Er hatte mir zwar versprochen, wieder zu kommen, aber ich glaubte nicht daran! Und genau so, wie ich es immer befürchtet hatte, stand eines Tages ein Mann, der immer mit meinem Vater gekämpft hatte, vor unserer Tür und überbrachte die Nachricht, dass MEIN VATER tot sei. Für mich und meine Mutter brach eine Welt zusammen!!!!!!!“, erzählte uns mein Großvater.

Nach diesen Worten wurde es im Raum ganz still. Ich fragte ihn, wer neben ihm auf dem Bild war. Die Antwort von ihm lautete nur: ,,Kinder! Seid froh, dass ihr in Frieden aufwachsen könnt!“ Somit verließ er den Raum.

Es kam mir so vor, als wolle er über dieses Thema nicht reden. Aber ich wollte unbedingt wissen, wer das Mädchen neben ihm war! Ich zog meine Schwester mit, die sich ganz ängstlich an ihr Kuschelkissen kuschelte. Ich sagte ihr, dass sie keine Angst vor dem Krieg haben müsse und ging mit ihr in die Küche.

SchreibwerkstattDort stand unsere Oma, die gerade das Abendbrot für uns zubereitete. Sie fragte: „Was habt ihr denn mit eurem Opa gemacht? Er ist gerade total abweisend hoch ins Bett gegangen!“ Ich fing an ihr die Situation zu erklären und fragte dann, wer das Mädchen auf dem Bild sei. „Das ist seine Schwester!“, sagte Oma. „Aber er hatte doch erzählt, dass er ein Einzelkind war!“, protestierte ich. Meine Oma sprach: „Er redet nicht gerne über seine Schwester!“ „Warum?“, fragte ich. „Sie ist ein paar Jahre nach dem Krieg gestorben! Er hatte sich so doll gefreut, dass sie und seine Mutter es überlebt hatten. Doch als er eines Mittags nach Hause kam, saß seine Mutter heulend am Tisch und erzählte ihm, was geschehen war! Seine Schwester war draußen herum gelaufen und auf eine Stelle getreten, wo nicht weit unter der Erde eine Bombe vom Krieg lag. Sie ist nicht explodiert, als sie abgeworfen wurde. Und den Rest könnt ihr euch sicherlich denken! Seitdem redet euer Opa nicht mehr über seine Schwester!“, erzählte mir meine Oma. Meine Schwester war schon ins Wohnzimmer geflüchtet. „Oh!“, sagte ich „das konnten wir nicht wissen!“

Ich beschloss zu meinem Opa zu gehen um mich zu entschuldigen. Gesagt getan! Ich ging hoch in sein Schlafzimmer. Mein Opa war schlief nicht, sondern stand am Fenster. Ich sagte zu ihm: „Opa, es tut mir so leid! Aber ich konnte das wirklich nicht wissen!“

Mein Opa drehte sich um und sagte: „Du hast recht! Es tut mir auch leid, dass ich direkt sauer war!“ Somit war alles wieder in Ordnung. Wir gingen nach unten Tee trinken und lachten noch den ganzen Abend über die Streiche, die Opa früher mit seiner Schwester gemacht hat!

Als ich im Bett lag, sagte meine Oma noch zu mir: „ Eigentlich war es ganz gut, dass du deinen Opa darüber ausgefragt hast, da er jetzt wieder über die schönen Geschichten mit seiner Schwester lachen kann!“