Integrierte Gesamtschule Zell an der Mosel

IGS und Individuelle Förderung

Wie kann es funktionieren, dass Kinder mit ganz unterschiedlichen Stärken in einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden? Wesentlich ist, dass der einzelne Schüler in seinen Begabungen und Bedürfnissen gesehen wird. Dem möchten wir zum einen im Unterricht und zum anderen durch besondere Angebote gerecht werden.

Der Unterricht

Für die individuelle Förderung sind besondere Methoden und eine gute Vorbereitung des Unterrichts erforderlich. Diese Methoden fassen wir unter dem Begriff der „Inneren Differenzierung“ zusammen. Im Folgenden seien die Grundprinzipien und Arbeitsformen der inneren Differenzierung unserer Schule dargestellt:

Bei uns lernen die Schüler länger gemeinsam. Dies bedeutet keine Gleichmacherei, sondern eine stärkere Individualisierung der Lernprozesse. Schüler werden also nicht mehr in die Schubladen des alten dreigliedrigen Schulsystems eingeordnet, sondern in ihrer Einzigartigkeit gesehen und individuell gefördert. Um dies leisten zu können, gelten an der IGS Zell verschiedene pädagogische Grundprinzipien:

  • Die Schüler werden durch bestimmte Arbeitsformen systematisch darin gefördert, selbstgesteuert zu lernen und ihren Lernprozess selbst zu reflektieren.
  • Die Schüler lernen voneinander.
  • Die Lehrer arbeiten intensiv mit den Eltern zusammen. Es gibt Entwicklungsgespräche, an denen Lehrer, Eltern und Schüler teilnehmen.
  • Die Schüler werden bei der „inneren Differenzierung“ individuell gefördert.
  • In einigen Fächern gibt es eine Leistungswürdigung auf verschiedenen Niveaus.

Die Leistungswürdigung auf zwei oder drei verschiedenen Niveaus in den Hauptfächern sowie in Gesellschaftslehre und Naturwissenschaften hat den Vorteil, dass gute Schüler nicht immerzu mit sehr guten Noten verwöhnt werden und schwächere Schüler nicht mit den allerschlechtesten Noten frustriert werden. Sie bedeutet allerdings nicht, dass die Schüler nur auf zwei oder drei Leistungsebenen gefördert werden: Die Kinder arbeiten in einer Klasse von 25 Schülern auf 25 Leistungsebenen. Hier wird deutlich, wie wichtig die zunehmende Selbstständigkeit der Schüler ist und dass der Anteil des frontalen Unterrichts, bei dem ein Lehrer vorn eine Klasse auf Gleichstand trimmt, dramatisch zurückgehen muss. Es bedeutet auch nicht, dass sich das Fortschreiten der Gesamtgruppe an den Schwächsten orientiert: Für diese wird die „Stoffmenge“ reduziert.

Arbeitsformen der Inneren Differenzierung

Bei der Arbeit in Projekten arbeiten die Schüler meist in Gruppen. Hier können sich die Schüler die Schwerpunkte ihrer Arbeit und Interessen selbst auswählen und sich mit den Fähigkeiten einbringen, die sie am besten beherrschen. Zugleich lernen sie von den anderen Gruppenmitgliedern. So kann ein Schüler, der gut praktisch arbeiten kann, ein handwerkliches Produkt zu einem Thema herstellen, während ein anderer einen Zeitungsartikel zu dem gleichen Thema schreibt. Bei der Partnerarbeit können Schüler sich gegenseitig helfen, abfragen und ergänzen. Bei der Einzelarbeit können sich die Schüler ganz auf sich und ihre eigene Arbeitsorganisation konzentrieren. Die Einzelarbeit wird oft von Partnerarbeit abgelöst, wenn ein Schüler Schwierigkeiten hat oder etwas klären möchte.

Methoden der inneren Differenzierung

Neben den Arbeitsformen spielen bei der inneren Differenzierung verschiedene Methoden eine wichtige Rolle, wie z.B. das Lernen an Stationen und die Wochenplanarbeit. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten für eine bestimmte Zeit im Unterricht und bei den Hausaufgaben an einem Arbeitsplan zu verschiedenen Inhalten. Sie müssen selbst steuern, wann sie welche Aufgabe machen und wie viele Aufgaben sie als Hausaufgabe erledigen wollen. Wichtig ist, dass sie innerhalb der festgesetzten Zeit mit allen Aufgaben fertig sind. Die schnelleren Schüler machen Zusatzaufgaben und können den anderen helfen („Docendo dicimus“, wie Seneca es vor 2000 Jahren formulierte: „Beim Lehren lernen wir“).

Die Aufgaben der Wochenpläne sind meist auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen gestellt. Außerdem gibt es Pflicht-, Wahlpflicht- und Zusatzaufgaben. Auf diese Weise werden die schwächeren Schüler nicht permanent überfordert und die besseren Schüler können gefordert werden, das heißt, es gibt keine Anpassung des Lerntempos an einen Mittelwert, der die besseren Schüler bremsen würde. Die Schüler werden also individuell gefördert und gefordert. Damit einher geht ein immenser Gewinn an Übungszeit: Statt in der Klasse alle Aufgaben gemeinsam zu bearbeiten, können die Schüler ihrem eigenen Tempo entsprechend arbeiten und haben mehr Zeit dazu, das zu üben, was sie noch nicht können.

Die Einzelarbeit wird abgelöst durch Partnerarbeit oder Unterrichtsgespräche, in denen die Schwierigkeiten besprochen werden können, Hilfestellungen gegeben werden oder Input-Phasen eingeschoben werden. In der 5. Klasse müssen die Schüler bei dem Aufbau der Fähigkeit zum selbst gesteuerten Lernen noch unterstützt und kontrolliert werden.

Die Schüler machen diese Art der Arbeit gern, es ist ein Ansporn für sie, mehr zu leisten oder anderen zu helfen. Wenn Schüler unter ihren Möglichkeiten bleiben, suchen die Lehrer das Gespräch mit den Eltern. Dies ist meist nicht nötig und oft hören wir von den besseren Schülern die Frage: „Soll ich eine Zusatzaufgabe machen oder darf ich jetzt den anderen helfen?“ Wichtige Fähigkeiten, die die Schüler beim selbst gesteuerten Lernen einüben, sind Selbsteinschätzung und die Formulierung von Zielen.

So können die Eltern ihre Kinder unterstützen:

Als Eltern sollten Sie Interesse zeigen und sich von Ihren Kindern darüber informieren lassen, wann differenziert gearbeitet wurde und welchen Schwierigkeitsgrad sie gewählt haben. Sie sollten die Kinder dazu ermutigen, Zusatzaufgaben zu machen und mit ihnen ins Gespräch kommen, indem sich von Ihren Kindern die Arbeitsweise zum Beispiel bei Wochenplänen erklären lassen.

 

Pfiffikus Regionalgeschichte

Pfiffikus Regionalgeschichte

Besondere Angebote

Für Schüler, die in einem Bereich Schwierigkeiten haben, bieten wir im Rahmen der Ganztagsschule Fördermöglichkeiten am Nachmittag an.

Für besonders starke Schüler gibt es am Nachmittag unser Pfiffikus-Projekt. Es orientiert sich an den Erfahren der Entdeckertag-Grundschule, das heißt der Begabtenförderung an rheinland-pfälzischen Grundschulen. Was für alle gilt, ist für Begabte besonders wichtig: Für ihren Erfolg im Leben brauchen sie ein gutes Selbstbild und feste Beziehungen zu Eltern und Lehrern. Diese Bedürfnisse werden berücksichtigt, wenn Begabte an der IGS Zell integrativ – oder auch “inklusiv” gefördert werden: Sie bekommen besondere Angebote und bleiben zugleich in ihrer gewohnten Umgebung. Die Schüler wählen ihre Schwerpunkte innerhalb eines Bereichs selbst aus und arbeiten zu selbstgewählten Themen. Sie dürfen sich – so wie es die Begabungsforschung fordert – ganz nach ihren Begabungen und Interessen entfalten.

In diesem Schuljahr gibt es vier Angebote:

  • “Regionalgeschichte im Mittelalter” (Lesen von alten Schriften, Besuch von Bibliotheken, Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Region).
  • “Creative kids 4 IGS (Schülerfirma: Vertrieb von selbst hergestellten Kunstwerden, Traubensaft und Honig)
  • “Regionale Geographie (Geo-Caching etc.)
  • “Realität und Phantasie in Büchern” (Lektüre, Darstellendes Spiel, Schreibwerkstatt)

Die länger etablierten Projekte wurden bereits von der Öffentlichkeit sehr interessiert wahrgenommen. So haben die Creative Kids den Bundeswettbewerb für Schülerfirmen gewonnen und durften in Berlin das Preisgeld aus der Hand des Wirtschaftsministers entgegennehmen. Auch das Projekt “Regionalgeschichte” wurde bereits mehrfach in öffentlichen Medien erwähnt: Es gelang den Schülern, die Forschungslage zur Zeller Stadtgeschichte durch neue Erkenntnisse aus alten Schriftstücken zu ergänzen.

Schülerfirma in Berlin

Schülerfirma in Berlin

 

Wir informieren Sie gern, wenn Sie Fragen zur individuellen Förderung an unserer Schule haben.

Das Team der Lehrerinnen und Lehrer der IGS Zell