Integrierte Gesamtschule Zell an der Mosel

Weihnachtsgrüße aus Ruanda

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Gruß von Uta Düll

Gikonko, 4. Advent 2018

Meine lieben Freunde, Verwandte und Bekannte nah und fern!

 

Mir fehlen die Worte, wie ich den Brief beginnen soll, der ja dem Fest des Friedens gewidmet sein soll. Wir leben in einer Welt, in der Gewalt, Hass, Misstrauen und Unfrieden „normaler“ geworden sind als Frieden… bedenklich.

Auch um uns hier in Rwanda ist es unfriedlich: im Süden, in Burundi will der Präsident nicht von seiner Macht lassen und lässt die Opposition und Intelligenz „verschwinden“, sofern sie nicht rechtzeitig den Absprung ins Ausland schaffte. Im Norden, in Uganda, streitet man sich um die Macht. Im Osten, im Kongo, verschiebt man die seit Jahren fälligen Wahlen mit dem notwenigen Machtwechsel mit immer neuen Vorwänden. Und die Vorbereitungen für die Wahlen am 23. Dez. , inzwischen 30.12.2018 …., diesem Mamutstaat, der Wahlkampf ist alles andere als „demokratisch“. Dazu kommen, dass sich Oppositions-gruppierungen der einzelnen Länder jeweils beim Nachbarn verstecken und operieren, was wieder Vorwürfe und Animositäten zwischen den genannten Ländern bewirkt. Und es kommt immer wieder zu kleinerem und größerem Scharmützel.

Eigentlich wollte ich Euch ja diesen Brief während meines Kurzaufenthaltes in Deutschland Ende November geschrieben haben. Ich war zu einem Hydrozephalusforum nach Tübingen eingeladen ein willkommener Anlass, meine Familie zu sehen und fachlichen Austausch mit Kollegen zu pflegen.

Inzwischen bin ich wieder in Gikonko. Auch nur zwei Wochen Abwesenheit hat einiges an Arbeit angehäuft, zudem ist Jahresabschluss. Aber wenn ich so die Zahlen Revue passieren lasse: Patientenzahlen, Geburten, Operationen, Besucher, Hausbauten, neue Bekanntschaften oder Freundschaften… dann war es ein gutes Jahr, an das ich mich dankbar erinnere. Es begann mit einem Super Skiurlaub in der Großfamilie, einmalige Pisten in der Lenzerheid, super Schnee und Sonne, abendliche Spielerunden und viel Erzählen, Heimaturlaub auf dem Kupferberg mit dem Wiedersehen mit vielen immer älter werdenden lieben Mitschwestern, Besuch bei Freunden. Wieder zurück in Gikonko durfte ich mich auf Besucher freuen in großer Zahl: Kollegen halfen im Op in der Neurochirurgen oder HNO, meine Cousinen brachten Ordnung in meinen Op-Vorrat, Besucher von der Mosel schenkten uns einen Arbeitstag und machten allerlei liegengebliebene Handwerksarbeiten, andere kamen als Besucher, für ein paar Stunden oder Tage, ich führte sie über die Hügel und zeigte ihnen, dass Rwanda mehr ist als das hypermoderne Convention-Centre in Kigali. Meine Armen freuten sich, dass so mancher ein neues Haus finanzierte oder auch nur ein paar Säcke Zement für den Verputz da ließ. Schulklassen löcherten mich mit 1000 Fragen und verschönerten unser Gesundheitszentrum mit einmaligen Wandkollagen, wir blieben im Akagera-Park bei der Verfolgung einer Elefantenherde im Sumpf stecken, überquerten den Nyabarongo-Fluß bei absolutem Hochwasser (wozu die Polizei nur VUP zuließ). Wir verpassten fast den Flieger, da die Straße für Stunden abgeriegelt war, da man auf unseren Präsidenten wartete, der von einer Überlandfahrt zurückkam… Ich pflegte meine kostbaren Freundschaften in Kigali bei einem Kaffee oder Glas Rotwein auf der Terrasse. Ich war immer wieder auf meinen vielen Baustellen: wir bauten 10 Häuser für arme Familien, die wir teilweise aus ihren Grashütten herausholten. Dank einer Erbschaft bekam unsere Schule nebenan eine vorbildliche Schulküche, und derzeit wächst der Bau einer Kapelle in einer Außenstelle unserer Pfarrei in die Höhe…

Und dann immer wieder der Alltag mit meinem 50-Köpfigen phantastischen Team, mit dem wir jeden Tag bis zu 300 Patienten versorgen, stundenlang im Op stehen, Schulungen machen für Eltern mit behinderten Kindern, Impfkampagnen auf den Hügeln organisieren oder 5000 Moskitonetze verteilen, Suppenküchen für unsere unterernährten Kinder organisieren,…

Ich danke Euch, die Ihr in je eigener Form dazu beigetragen habt zum Gelingen dieses Jahres: durch ein Wort, eine Mail, eine Überweisung, einen Besuch, eine Frage oder Antwort, durch ein Whatsapp Telefonat oder Message…. Danke, dass es Euch gibt und dass Ihr mir Eure Freundschaft schenkt.

So wünsche ich Euch, uns und dieser Welt den Frieden und die Hoffnung, die wir Christen mit dem Menschgewordenen Gott verbinden. Für 2019 alles Gute und Gottes Segen!

Ich hoffe, ich sehe ganz viele von Euch im nächsten Jahr wieder!

 

Eure Uta Elisabeth Düll